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Part II – Zukunft
Eine Geschichte aus der Vergangenheit haben wir letzte Woche bereits gehört. Wie es der jungen Frau wohl ergangen ist? Was für Gedanken, Gefühle und Handlungen wohl aus Ihrer Begegnung entstanden sind?
Unsere Vergangenheit beeinflusst uns in jedem Falle, tut das die Zukunft auch?
Werfen wir doch mal einen genaueren Blick auf unsere Zukunft, wie wär’s?
Grob unterteilt kann die Zukunft gut, neutral oder schlecht für uns sein, demnach freuen wir uns entweder auf Sie, sind eher unbefangen oder haben Angst vor ihr.
Angst ist ein natürlicher Teil unseres menschlichen Lebens. Es ist eine Reaktion auf das Unbekannte und auf potenzielle Gefahren. Ist es dabei nicht interessant, dass das, wovor wir Angst haben, oft nur in unserer Vorstellung existiert? Das die meisten Ängste nicht real sind und keine tatsächliche Basis in der Realität haben?
Versteht mich nicht falsch, es ist in jedem Falle eine reale Angst, wenn man zum Beispiel vor einer Gruppe bewaffneter Menschen flieht, die auf einen schießen. Allerdings ist auch hier die Angst, von einer Kugel getroffen zu werden. Es ist also auch in diesem Falle eine Angst vor der Zukunft.
Ist es überhaupt möglich, die Gegenwart zu fürchten? Den Moment, der gerade erlebt wird?
Nehmen wir ein weniger lebensbedrohliches Beispiel für unser nächstes Gedankenspiel. Nehmen wir an, wir sind zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Der Job, um den es sich geht, wäre ein Traum. Einfach perfekt. Es steht also eine ganze Menge auf dem Spiel. Wie präsentieren wir uns also? Haben wir uns ausreichend vorbereitet? Ist unser Outfit entsprechend? Welche Fragen werden wohl gestellt? Müssen wir vielleicht spontan etwas präsentieren?
Ein lebhaftes Erinnerungsvermögen und eine intensive Vorstellungskraft der Zukunft sind zwei der herausragendsten Fähigkeiten eines Menschen.
Wie nutzt du Sie?
Eine unserer phänomänalsten Fähigkeiten, die Fähigkeit der Vorstellungskraft, die Fähigkeit, unsere Wünsche und Träume zu formen und in lebhafte Bilder zu verwandeln, in eine lebhafte, erstrebenswerte Realität nutzen wir nun, um was genau zu kreieren?
Wenn einiges auf dem Spiel steht, neigen wir dazu, eher Angst davor zu haben, es zu verlieren, als die Freude zu empfinden, es zu erreichen, Realität werden zu lassen und es gegebenenfalls zu besitzen. (Wichtig: Wir fürchten hier etwas zu verlieren, was noch nicht unsere Realität ist und auch noch nie war)
Kann Angst als Grundlage unserer Gedanken, Gefühle und Handlungen zu einem nachhaltigen positiven Ergebnis führen?
Das Gefühl der Angst ist eng mit unserem biologischen Überlebensinstinkt verbunden. Einmal in diesem Modus, wird dieser erst wieder abgestellt, wenn die Gefahr beseitigt ist (oder scheint). Der Körper hat die Möglichkeit zu regenerieren, der Kopf kann wieder über das Leben nachdenken, es fühlen und erleben, anstatt nur zu überleben.
In unserer heutigen Gesellschaft gibt es Gefahren, die keine direkte physische Präsenz haben.
Unsere finanzielle Absicherung des Jetzt und der Zukunft, unser gesellschaftlicher Status, weitere Verlustängste, die wir durch Versicherungen versuchen abzudecken (Um hier nur ein paar Beispiele zu nennen).
Der Säbelzahntiger, dieses Raubtier, das uns in längst vergangener Zeit gejagt hat, hat dieselben psychologischen und physiologischen Prozesse in uns ausgelöst, wie es heute beispielsweise fehlendes Geld oder der Ausschluss aus einer lieb gewonnen Gesellschaft oder eines sozialen Umfeldes tut.
Der Unterschied:
Die Säbelzahntigerangelegenheit wurde zeitlich gesehen schnell gelöst.
Er fängt dich… das wars dann.
Du entkommst… nice one, dein Leben geht weiter.
Die Situation ist abgeschlossen, Körper und Kopf haben die Möglichkeit zu regenerieren, der akute Überlebensmodus wird abgeschaltet.
Finanzielle Ängste sind ein nicht physischer Säbelzahntiger, der sich in Form von Mangel und Ungewissheit manifestiert. Die indirekten physischen Repräsentationen des Säbelzahntigers sind hier meist unbezahlte Rechnungen, Mahnungen, ein Kontoauszug, Streit mit den Liebsten oder anderen Personen ( um die Classics abzudecken und bei den oberen Beispielen zu bleiben).
Unser Gehirn kann nicht zwischen einer physisch realen und einer imaginären Gefahr unterscheiden.
Es geht also in den Überlebensmodus. Zum Glück gehen Körper und Kopf auch hier wieder in den Regenerations- und Wachstumsmodus, sobald die Gefahr beseitigt ist.
Allerdings…
sind diese semi physischen Gefahren nicht wirklich weg, Sie kommen immer wieder und das meist im monatlichen Turnus. Es kommen neue Rechnungen, es wird immer wieder Geld gebraucht, Mahnungen sind gewiss, wenn Ersteres nicht bewältigt beziehungsweise bezahlt wird…und das wissen wir und das stellen wir uns dann auch vor, wie im kommenden Monat wieder Rechnungen bezahlt werden wollen und das wir wieder schwierigkeiten haben werden, diese zu bezahlen… und so weiter.
Folglich können wir unseren finanziellen Standard nicht halten und verlieren oft auch den Anschluss an unser soziales und gesellschaftliches Umfeld. (Imaginäre) Ängste bauen sich auf, die Flucht beginnt, dauert an und… endet, wann?
In einem anhaltenden Überlebensmodus übernehmen instinktive, impulsive und unbewusste (eher triebhafte) Handlungen.
Bewusste, kognitiv-rationale Prozesse werden gemindert. Die zur Verfügung stehenden Ressourcen reichen hierfür nicht aus. Sie werden stattdessen beispielsweise für höhere muskuläre Aktivität oder erhöhte Wachsamkeit zur Verfügung gestellt (auch wenn diese bei fehlendem Geld nicht unbedingt gebraucht wird, erinnern wir uns, die Prozesse damals und heute sind same same). Dies ist nebenbei auch ein Grund, warum sich viele Menschen (auch trotz besseren Wissens) immer wieder für die gleichen (schädlichen) Verhaltensweisen entscheiden. Viele sagen es auch und manchmal wirkt es wie ein attraktiver Makel: “ Ich weiß ich sollte das eigentlich nicht tun, aber was der Körper (oder Kopf) verlangt, verlangt er.” Kommt euch der Satz vielleicht bekannt vor?:)
Aus meiner Erfahrung heraus wird dieser Überlebensmodus häufig mit (Dauer)Stress gleichgesetzt. Klar gibt es hier Ähnlichkeiten, aber Stress kann tatsächlich auch positive Wirkungen haben (denken wir zum Beispiel an Hans Selye´s Dis- und Eu-Stress). Somit kann Stress also auch zu unserem Wachstum beitragen. Das kann der Überlebensmodus nicht, es sei denn du bist noch ein Kind und du schaffst es einer lebensgefährlichen Situation zu entkommen. Dann könnte man sagen, du hast dir eine weitere Möglichkeit für Wachstum geschaffen, aber dieser Wachstum ist natürlich nicht primär angesprochen hier.
(Dauer)Stress und der Überlebensmodus, ausgelöst durch Angst oder Furcht, sind unterschiedliche Dinge.
Zusammenfassend und eine abschließende Frage stellend (vielleicht erinnert ihr euch noch an eine sehr ähnliche Frage aus dem vorherigen Beitrag?)
Nutzt du deine Zukunft oder nutzt deine Zukunft dich?
Deine Zukunft benutzt dich nicht freiwillig. Sie hat in dem Sinne keinen Willen, der sich gegen dich wendet, weil du sie fehlerhaft nutzt. Es ist wie ein Boot auf dem Wasser. Wenn du nicht weißt, wie man damit umgeht, dann macht das Boot was es will. Nicht aus Bosheit, einfach als eine natürliche Konsequenz der Umstände.
Und genau so verhält es sich mit deiner Zukunft bzw. deiner Vorstellungskraft. Lernst du es zu steuern, ist es eine Fähigkeit, die dich unterstützt, zu wachsen und neue Möglichkeiten zu entdecken.
Ich bin eine Möglichkeit, du bist die Entscheidung
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