Patrick Felser

„Du bist voll von dem, was dir fehlt!“ Part I

Dein Blog über Psychologie, Coaching, Resilienz und Bewusstsein.

Part I – Vergangenheit

„Hätten meine Eltern mich mal als Kind dazu gebracht Klavier zu spielen, dann hätte ich vielleicht die Kreativität, die ich bräuchte, um so gut zu sein wie die, die ich in den Videos sehe…“ 

„Ich wünschte mir, ich hätte diesen Job damals angenommen. Ja, es wäre in einer anderen Stadt, weg von zuhause gewesen. Aber wenn ich es gemacht hätte, würde ich heute bestimmt zufriedener sein, vielleicht sogar ein bisschen glücklicher…“  

„Hätte dieser Typ mal besser aufgepasst und auf die Straße geguckt anstatt aufs Handy, mit einem gesunden Knie würde ich immer noch Leistungssport machen und damit mein Geld verdienen…“ 

„Warum hat Sie das nur gemacht, nach all den Jahren kann ich es immer noch nicht nachvollziehen. Sie kennt mich in und auswendig und hat das sowas von ausgenutzt. Als Schwestern würden wir uns heute, wie früher, Halt geben können, helfen können und so vieles andere teilen…“

„Ich will das ja, ich will mich ja verändern, aber ich kann es einfach nicht. Ich bin wie ich bin und man kann diese Jahre nicht rückgängig machen. Es ist ja auch gar nicht so schlecht, wenn nur ein paar Kleinigkeiten anders wären, würde das schon reichen…“ 

Ob nun drastische Beispiele wie oben oder aber auch kleinere, gefühlt unbedeutendere Erinnerungen und dass diese, wären sie anders, besser wären, haben alle eins gemeinsam. 

Sie waren einmal eine Realität (für einen Moment), heute sind sie nur noch Erinnerungen. 

Erinnerungen, so real sie sich auch anfühlen, so intensiv sie auch sein mögen, sind immer nur Eindrücke und Abdrücke von dem, was einmal war. Es sind Fußabdrücke im Sand und die Sandkörner, bewegt von unzähligen Wellen, existieren noch immer. Würdest du sie heute noch als Fußabdruck erkennen? 

Liegt der Wert von Erinnerungen tatsächlich im Formen unserer Eigenschaften? Unseres Charakters? Unserer Gegenwart oder möglicherweise unserer Zukunft? 

Erinnerungen helfen uns dabei zu überleben, besser gesagt die Wahrscheinlichkeit zu überleben. Und in diesem Sinne auch eine wertvolle Fähigkeit. Wer möchte schon jeden Tag erneut diese schwarze Platte mit dem wunderschönen roten Kreis erforschen, nur um festzustellen, dass dieses Leuchten ganz schön brennt und Schmerzen verursacht?

Wollen wir diese Fähigkeit nun nutzen, um mehr als unser Überleben zu sichern, ist es, als ob wir unseren Körper nicht mehr zum Gehen, sondern ausschließlich zum Rennen nutzen würden. Wir kommen immer noch Überall an (manchmal vielleicht sogar schneller), aber wir übersehen ganz schön viel, verlaufen uns vielleicht, sind erschöpft und stolpern möglicherweise. Die Auswirkungen auf unsere Gedanken und Gefühle mal ganz außer Acht gelassen.

Erinnerungen helfen uns zu überleben, hindern uns aber darüber hinaus zu wachsen.  

Identifizierst du dich mit deiner Vergangenheit, also mit deinen Erinnerungen, werden sie ein realer Teil deiner Selbst. 

Das würde bedeuten, dass ein Hilfsmittel so attraktiv auf dich wirkt, dass du es zu einem Teil deiner selbst erklärst. 

Angenommen du sitzt auf einem Stuhl, ein Hilfsmittel zum Ausruhen und für so Vieles mehr. Du magst diesen Stuhl, du sitzt gerne darauf und so vergehen Wochen, Monate und Jahre, die du auf diesem Stuhl verbringst. Soweit ist nichts Falsches daran:)

Was würde wohl nun passieren, wenn du sagen würdest, dieser Stuhl ist nicht nur meiner, nein, er ist jetzt ein Teil von mir! Genauso wie meine rechte Hand, meine Nase, meine Gefühle… Mein Erinnerungsvermögen…? 

Verstehen wir unser Erinnerungsvermögen also als Hilfsmittel, als Fähigkeit, und setzen es entsprechend ein, sind wir diejenigen, die es nutzen, anstatt davon genutzt zu werden. 

Nutzt du deine Vergangenheit oder benutzt deine Vergangenheit dich? 

Deine Vergangenheit benutzt dich nicht freiwillig. Sie hat in dem Sinne keinen Willen, der sich gegen dich wendet, weil du sie fehlerhaft nutzt. Es ist wie ein Boot auf dem Wasser. Wenn du nicht weißt, wie man damit umgeht, dann macht das Boot was es will. Nicht aus Bosheit, einfach als eine natürliche Konsequenz der Umstände. 

Und genau so verhält es sich mit deiner Vergangenheit bzw. deinem Erinnerungsvermögen. Lernst du es zu steuern, ist es eine Fähigkeit, die dich unterstützt, zu wachsen und neue Möglichkeiten zu entdecken.

Ich bin eine Möglichkeit, du bist die Entscheidung

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